| Feynman-Diagramme
und Feynman-Kalkül - Die Kopplungskonstante
in der QCD 
 
| Wir
haben bei  Betrachtung der QED gesehen, dass die Beiträge von
Feynman-Diagrammen mit einer großen Anzahl von Vertices vernachlässigbar
werden, da die Kopplungskonstante in der QED (a
» 1/137
<< 1) wesentlich kleiner als 1 ist. Die
starke Wechselwirkung macht es den Teilchenphysikern hier schwerer. Messungen der Kopplungskonstante in
 | der QCD as
(as
=
astark
=
astrong)
haben erstaunlicherweise ergeben, dass as
keine Konstante ist,
sondern vom Abstand der beteiligten Quarks oder Gluonen abhängt. Veranschaulichen
wir das am Beispiel des aus Quarks zusammengesetzten Protons:
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  Die Aussage "bei kleineren Abständen" 
ist gleichwertig mit der Aussage "bei höheren Energien" bzw. "bei höheren Impulsüberträgen". Man kann sich dies ganz anschaulich so vorstellen, dass
sich Teilchen umso näher kommen, je größer die Energie ist, die sie bei einem Stoß besitzen. 
 
| Das
Proton hat einen Durchmesser von ca. 1 fm = 10-15 m. Betrachten wir zunächst Abstände
größer als 1 fm. Hier stellt man fest, dass as
> 1 ist.
Die Kopplung wird also sehr stark und das Feynman-Kalkül
versagt, da immer mehr Vertices in Feynman-Diagrammen zu immer größeren
Beiträgen zur Gesamtamplitude führen würden. Aufgrund dieser
starken Kopplung können einzelne Quarks nicht aus Hadronen
entfernt werden. Man nennt diese Erscheinung "Quark-Einschluss"
oder engl. confinement" (siehe symbolisch "blaues Quark" in Abbildung rechts). | Geht
man andersherum vom Protonenradius 1 fm zu immer kleineren Abständen bzw. zu höheren Impulsen Q,
so nimmt as
asymptotisch gegen 0 ab,
so dass die Bindung zwischen Quarks schwächer
wird. Man spricht daher von "asymptotischer Freiheit" der Quarks
im Inneren des Protons (siehe "grünen und roten Quark")! Wichtig ist,
dass für diese kleinen Abstände, die in der Hochenergiephysik
auftreten, das Feynman-Kalkül anwendbar ist! (siehe dazu auch
 ![zum Literaturverzeichnis; [DAS 1995, S. 282]](../button_gifs/booksm.gif) und ![zum Literaturverzeichnis; [POV 1994, S. 101]](../button_gifs/booksm.gif) ) |   
 Zitat aus
 ![zum Literaturverzeichnis; [POV 1994, S. 101]](../button_gifs/booksm.gif)  |  
 
| Wie sehr die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung (as) vom Abstand 
und damit vom Impulsübertrag Q abhängt, zeigt die rechte Grafik. Dort sind eine Reihe von Messungen von as(Q)
über Q (logarithmisch!) angetragen. Man erkennt deutlich die starke Abnahme von as. Im Vergleich zu 
as nimmt die 
Feinstrukturkonstante a
(siehe Grafik weiter unten) mit Q zu! Welche Erklärung gibt es hierfür?
 In den beiden folgenden kurzen Abschnitten, werden die entscheidenden Effekte bei QED und QCD verglichen.
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 Grafik links:
 Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung as in Abhängigkeit vom Impulsübertrag Q
 
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| QED: Vakuumpolarisation und Feinstrukturkonstante |  
| Virtuelle Elektron-Positron-Paare bilden eine „Wolke“ um eine elektrische Ladung herum. Hierdurch wird die Ladung im Zentrum abgeschirmt. 
Photonen „sehen“ daher eine kleinere, effektive elektrische Ladung. Die Kopplungskonstante ist infolgedessen | für größere Abstände kleiner. Mit kleiner werdendem Abstand wird die gesehene effektive Ladung größer, der Wert der Kopplungskonstante wird größer. 
Kurz: Die Feinstrukturkonstante a
 nimmt mit kleiner werdendem Abstand bzw. entsprechend größer werdendem Impuls Q zu! |  |  
 
| QCD: Vakuumpolarisation und Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung |  
| Analog zur QED werden um eine starke Ladung (Farbladung) herum Quark-Antiquark-Paare gebildet. Diese schirmen die Farbladung ab. Daraus folgt wie bei der QED: Die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung nimmt auf Grund der virtuellen Quark-Antiquark-Paare mit größer werdendem Impuls Q zu!
 ABER: Dieser Effekt wird durch die Gluonen, die im Gegensatz zu den Photonen auch aneinander koppeln (Gluonschleifen; "Photonenschleifen" gibt es nicht!), 
überkompensiert! Auch die Gluonen bilden eine „Wolke“ um die Farbladung. Sie führt allerdings
 | zu einer Verstärkung der Farbladung nach außen hin.
Bei kleineren Abständen bzw. größer werdenden Impulsen wird die "effektive" Farbladung nun kleiner und die starke Kopplungskonstante nimmt ab.
Da der verstärkende Effekt durch die Gluonen gegenüber dem abschirmenden Effekt durch die Quark-Antiquark-Paare überwiegt,  nimmt die Kopplungskonstante der 
starken Wechselwirkung mit größer werdendem Impuls Q insgesamt ab! Man bräuchte 16 statt 6 Quarks, um den Effekt der Gluonen zu kompensieren. |  Gluonschleifen
 der QCD
 |  
  Die
Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung as
ist eine sogenannte "laufende Konstante". Nur für Abstände
kleiner als ein Protonenradius (1 fm) ist sie wesentlich kleiner als 1, so dass
nur dort      das Feynman-Kalkül anwendbar ist. 
 
| Die Kopplungskonstante in der QED (a
» 1/137
<< 1 ist wesentlich kleiner als 1. Auch sie ist - wie oft nicht ganz korrekt dargestellt - eigentlich keine echte Konstante, sondern hängt vom
Impulsübertrag Q eines Prozesses ab ("laufende" Konstante). Die rechts abgebildete Grafik mit Messdaten verdeutlicht dies. Man beachte, dass hier der Kehrwert 
a-1 über Q angetragen ist. Die gestrichelte Linie 
(konstantes a = 1/137) verläuft 
daher bei (1/137)-1 = 137 = a-1(0). Man erkennt, dass 
a mit steigendem Impulsübertrag größer wird! Der durchgezogene Verlauf entspricht der Berechnung, die 
auf dem Standardmodell (SM) basiert (a-1SM(Q)). |   | 
 
 Grafik links:
 Kehrwert der 
Feinstrukturkonstanten a in Abhängigkeit vom Impulsübertrag Q
 
 |  Nach elektromagnetischer und starker Wechselwirkung
fehlt nun noch ein Einblick in Feynman- Diagramme für Prozesse der
schwachen Wechselwirkung.
 Auf
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